Die ungleiche Doppelspitze

Heute feiert die Kirche zwei Männer, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Petrus und Paulus. Zudem sind beide für das Amt des Apostels unqualifiziert: Der eine, Petrus, hat Christus verleugnet, der andere, Paulus, Christen verfolgt.

Feige, egoistische und starrsinnige Männer. Wäre es dabei geblieben, hätte die Kirche keinen Grund, ihnen zwei Jahrtausende später ein Hochfest zu bereiten. Aber es blieb nicht dabei. Beide, Petrus und Paulus, erfahren ihre Bekehrung, weil Gott sie nicht aufgibt, trotz ihres Versagens. Er lässt sie den Auferstandenen sehen, der die Beziehung von sich aus (wieder)herstellt. An Peter und Paul zeigt sich: Gott beruft nicht die Qualifizierten, er qualifiziert die Berufenen.

Die Unterschiedlichkeit setzt sich fort: Dem einen, Petrus, begegnet der Auferstandene, um ihn als Hirten für die „Schafe“ und „Lämmer“ zu bestätigen. Dem anderen, Paulus, um ihn zu den Heiden zu schicken, damit die Heilsbotschaft wirklich um die ganze Welt gehe.

Es gibt aber auch eine Gemeinsamkeit, die ihnen Heiligkeit verleiht: Beide begeben sich auf den Weg der Nachfolge – bis in den Tod. Petrus wird gekreuzigt, Paulus enthauptet. Sie sterben für den, den sie einst verleugneten und verfolgten. Sie nutzen ihre zweite Chance und legen den Grund für die Kirche, die sich aus den Ideen der Einheit (Petrus) und der Sendung (Paulus) gleichermaßen konstituiert. Das kann man feiern.

(Josef Bordat)