Sternsinger: Ausgebeutet von der superreichen Kirche?

Auch, wenn es kaum Sinn haben dürfte, gegen die Position, die Sternsinger seien gewissermaßen Bettel-Sklaven einer superreichen Kirche, die nichts gegen Armut unternimmt, möchte ich doch noch einmal drei Dinge zum Thema „Sternsinger“ herausstellen.

1. Die Sternsinger machen das freiwillig und gerne.

Kein Sternsinger ist je zum Sternsingen gezwungen worden. Sie tun das freiwillig, sie tun das gerne, sie machen das bei Wind und Wetter – und das ist Anfang Januar nicht immer das beste. Sie sammeln nach dem Motto „Kinder für Kinder“ Geld für sinnvolle Projekte – ja, und Süßigkeiten für sich. Nebenbei lernen die Sternsinger eine Menge über die Situation in den Projektgebieten, etwa durch das gemeinsame Schauen des jährlichen Sternsinger-Films. Wer den guckt, merkt: In diesem Jahr werden vor allem behinderte Kinder in Peru unterstützt. Ganz so böse ist das also nicht.

2. Das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“ arbeitet effizient.

Das Geld geht nicht an „die“ Kirche (oder den Papst), sondern an das Kindermissionswerk „Die Sternsinger“. Der administrative Overhead ist dort mit rund sieben Prozent (Jahresbericht 2017) vergleichsweise niedrig. Auf deutsch: Von jedem Euro in der Sternsinger-Sammelbüchse kommen 93 Cent bei behinderten Kindern in Peru an. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) hält bei Hilfsorganisationen bis zu zehn Prozent Verwaltungsanteil an den Gesamteinnahmen für „niedrig“, zehn bis zwanzig Prozent für „angemessenen“ und zwanzig bis dreißig Prozent für „vertretbar“. Erst ab dreißig Prozent Verwaltungskostenanteil versagt das DZI sein Gütesiegel.

3. Reichtum ist relativ.

Die Gesamteinnahmen des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ liegen in den letzten Jahren zwischen 73 und 79 Millionen Euro jährlich. Die dem Fiskus weltweit entzogenen Steuern betragen jährlich rund 250 Milliarden Euro. Heißt: Zahlten 2019 alle Menschen (und Unternehmen) ehrlich ihre Steuern, hätten die Staaten dieser Welt so viel Geld zusätzlich zur Verfügung wie die Sternsinger in den nächsten 3289 Jahren sammeln werden. Anders: Jeder Deutsche gibt im Jahr 240 Euro für Bier aus, was insgesamt rund zwanzig Milliarden Euro ergibt. Liebe Deutsche: Hört auf, Bier zu trinken, trinkt stattdessen Wasser und gebt das gesparte Geld dem Kindermissionswerk – und schon hätten die armen ausgebeuteten Sternsinger 263 Jahre Ruhe. Und die Kritiker dann auch.

(Josef Bordat)